14.12.2012 | tec21 | Stefan Brücker

Sitzung der Energiekommission 4/2012

Anlässlich ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr hat die Energiekommission die Stellungnahme des SIA zur Energiestrategie des Bundes verabschiedet. Diskussionspunkte waren insbesondere der Einsatz fossil betriebener Wärmekraftkopplungsanlagen (WKK ) sowie die Befreiung grosser Stromverbraucher von der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KE V). Die definitive Stellungnahme des SIA wird im Januar 2013 vorliegen.

Die Aktivitäten der SIA-Energiekommission (EK) wurden im letzten halben Jahr durch die Energiestrategie des Bundes geprägt. Anlässlich ihrer Sitzung vom 8. November 2012 hat die EK die Stellungnahme zur Energiestrategie 2050 verabschiedet. Dieser erste Positionsbezug wurde durch eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der EK und der Kommission für Gebäudetechnik- und Energienormen (KGE) erarbeitet und inzwischen an die Berufsgruppen weitergeleitet. Die Verabschiedung der definitiven Stellungnahme wird im Januar 2013 erfolgen.
Insgesamt wurde die Vorlage positiv beurteilt, da sie langfristige Ziele setzt und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen formuliert. Nicht mit dem Energieleitbild des SIA kompatibel sind allerdings fossil betriebene Wärmekraftkopplungsanlagen (WKK). Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage, inwiefern Grossverbraucher elektrischer Energie von der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) befreit werden sollen. Da gemäss International Energy Agency (IEA) die Schweizer Endverbraucherpreise regulativ bereits nahe den Gestehungskosten gehalten werden, müsste sich nach Ansicht der EK, wer eine Kostenbefreiung in Anspruch nehmen möchte, zumindest zu effizienzsteigernden Massnahmen im gleichen finanziellen Umfang verpflichten.
Für ein Monitoring der Massnahmen, wie in der Strategie angedacht, will der SIA ein nationales Geografisches Informationssystem GIS-(Gebäude-)Energie initiieren. Auf den Massstab des Einzelgebäudes heruntergebrochen soll dieses den Bedarf an Wärme, Kälte und Strom erfassen sowie Potenziale zur Nutzung von Abwärme (Industrie, Abwasserreinigungsanlagen etc.) und erneuererneuerbarer Energie sichtbar machen. Neben der Planung von thermischen Verbünden wie Anergienetzen (thermische Netze mit 10 °C bis 20 °C) und Fernwärme könnten die Daten Grundlage zur kommunalen Energierichtplanung bilden. Ähnliche Projekte sind bereits durch die Kantone Basel-Stadt und -Land sowie in Martigny, Neuenburg, Lausanne und La-Chaux-de-Fonds (mit Hilfe der EPFL) im Entstehen begriffen.

Erstes Dreiecksgespräch Kantone – Bund – SIA

Da die nationalen und kantonalen Energiestrategien höchste Relevanz für den SIA und dessen Normenschaffen haben, fand Ende Oktober das erste Dreieckstreffen Konferenz Kantonale Energiedirektoren (EnDK) – Bundesamt für Energie (BFE) – SIA statt. Es soll künftig institutionalisiert und jeweils halbjährlich durchgeführt werden.
Auch wenn dem SIA keine Mitwirkung bei der Erarbeitung der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKen) 2014 gewährt wurde, nahm EnDK-Präsident Beat Vonlanthen das Anliegen des SIA für eine Gesamtenergiebetrachtung von Nicht-Wohnbauten positiv auf. Nach Ansicht von KGE-Präsident Gerhard Zweifel kann der Energiebedarf für Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung und Betriebseinrichtungen eines Gebäudes wesentlich grösser sein als der Heizwärmebedarf. Eine Betrachtung gemäss SIA 382/2 Klimatisierte Gebäude – Leistungs- und Energiebedarf (SIA TEC-Tool) ist für den behördlichen Vollzug daher sinnvoller als eine partielle Betrachtung des Heizwärmebedarfs. Der SIA ist der Meinung, dass eine Gesamtenergiebeurteilung in die MuKen 2014 Eingang finden muss.
Da die Gesetzeshoheit im Gebäudebereich bei den Kantonen liegt, sprach Walter Steinmann, Direktor des BFE, die Mitfinanzierung des Normenschaffens durch die Kantone an. Bis anhin unterstützt nur das BFE diese Arbeiten, künftig muss eine gemeinsame Lösung mit den Kantonen gefunden werden. Da die Aufgaben im Energiebereich deutlich zunehmen werden, wäre eine Reduktion der Mittel für deren Normierung fatal. Normen setzen Leitplanken für ein gutes Engineering und bilden die Grundlage, um optimale Lösungen für hochwertige energetische Bauten zu erzielen.

Suffizienz: Dossier und Tagung

Effizienzsteigerung und der Ausbau von erneuerbarer Energie sind wichtige Pfeiler der Energiestrategie 2050. Da jedoch nicht zu erwarten ist, dass die Ziele durch rein technische Anstrengungen erreicht werden können, will der SIA das «Wie-viel-ist-genug» thematisieren (vgl. auch Artikel «Wohlstand durch Mässigung?», S. 38). Im Sinn des SIAEffizienzpfads Energie und der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft spricht der Begriff «Suffizienz» den gesellschaftlichen Wirkungsbereich an. Für Juni 2013 plant die EK in Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich eine Tagung zum Thema «Suffizienz im Umgang mit unserem gebauten Lebensraum». Die Veranstaltung wird durch ein zweisprachiges Dossier von TEC21 und Tracés ergänzt, das auf die Tagung hin erscheinen wird. Genauere Informationen folgen.

Plusenergiehäuser

Der SIA hat sich zum Ziel gesetzt, sich ausführlich mit der Problematik von Plusenergiehäusern auseinanderzusetzen. Eine reine Betrachtung der Betriebsenergie ohne Berücksichtigung der grauen Energie (Bau und Rückbau) sowie der induzierten Mobilität greift zu kurz und entspricht nicht dem Merkblatt SIA 2040 Effizienzpfad Energie. Zudem berücksichtigt eine ausschliessliche Bilanzierung der Energie über das ganze Jahr nicht, dass dabei das elektrische Netz als Speicher genutzt wird. Dies wirft vielerlei Fragen auf: Sollen künftig Speicher im Gebäude installiert werden, um eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen? Soll bei Plusenergiehäusern nur die Energiebilanz betrachtet werden oder auch die momentane Leistungsbilanz der Netzeinspeisung und des Bezugs vom elektrischen Netz? Fördern Plusenergielabel den Bau von Einfamilienhäusern, weil sie durch ihre verhältnismässig grossen Dachflächen bevorzugt werden? Die KGE wird sich dem Thema im neuen Jahr vertieft annehmen.

Stefan Brückner, Betreuer der Energiekommission