25.03.2013 | sia online | Kommunikation SIA

Tagung: Qualität durch Mässigung? Suffizienz im bebauten Raum

Mit Effizienzmassnahmen und erneuerbaren Energien alleine lassen sich die Ziele der Energiestrategie 2050 kaum verwirklichen. Der SIA regt deshalb dazu an, auch die Suffizienz (d.h. Genügsamkeit) in die Diskussion mit einzubeziehen. Gemeinsam mit der Stadt Zürich und EnergieSchweiz organisiert er am 18. Juni 2013 eine Tagung, in der erstmals das Potenzial von Suffizienz im bebauten Raum erörtert werden soll.

Mit der Energiestrategie 2050 und der Vision der 2000-Watt-Gesellschaft haben sich der Bund und eine zunehmende Anzahl Schweizer Städte und Gemeinden ehrgeizige Energie- und Klimaziele gesetzt. Um diese zu erreichen, setzen die Akteure primär auf Effizienz (besser) und Konsistenz (anders). Der SIA regt nun dazu an, auch das Konzept der Suffizienz (weniger) in die Betrachtung mit einzubeziehen. Ausgangspunkt für diese Überlegung ist die Beobachtung, dass im Gebäudebereich, aber auch in der Mobilität ein signifikanter Teil der Effizienzgewinne durch Mehrkonsum wieder wett gemacht wird (sogenannter Reboundeffekt). Diese Beobachtung ist nicht neu. Dass Suffizienz im politischen Diskurs dennoch nur eine marginale Rolle einnimmt, liegt möglicherweise am Vorurteil, sie sei nicht mehrheitsfähig. Tatsächlich haben sich gewisse Suffizienz-Modelle durchaus bereits bewährt (bekanntestes Beispiel ist wohl das Erfolgsmodell des Carsharing mit Mobility, aber auch der gemeinnützige Wohnungsbau erlebt eine Renaissance). Sind dies aber nur Nischen oder gar Mode-Erscheinungen? Und inwiefern werden die Ersparnisse mit anderen Verhaltensweisen wieder zunichte gemacht, etwa Ferienreisen nach Übersee? Fest steht: Im Gegensatz zum stark technologiebetriebenen Thema Effizienz handelt es sich bei der Suffizienz um einen deutlich komplexeren Ansatz mit einer ausgeprägten gesellschaftspolitischen Komponente und einem hohen Verantwortungsgrad jedes und jeder Einzelnen. Entsprechend komplex ist die Ergründung des Themas.

Tagung mit Grundsatzfragen und Praxisbeispielen
Ziel der Tagung ist es, nicht in einem allgemeinen Diskurs zu verharren, sondern anhand von konkreten Beispielen Suffizienzstrategien und ihr Potenzial aufzuzeigen. Dazu fokussieren die Organisatoren SIA, EnergieSchweiz und Stadt Zürich (Amt für Hochbauten, Immobilien-Bewirtschaftung, Umwelt- und Gesundheitsschutz) auf das Thema Suffizienz im bebauten Raum, das jedoch aus der Sicht unterschiedlichster Disziplinen und Akteure beleuchtet wird. Vertreter des renommierten Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie, von Avenir Suisse, des Gottlieb-Duttweiler Instituts, des Bundesamts für Strassen sowie aus der Psychoanalytik zeigen Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten für Suffizienzstrategien auf und schärfen den Begriff im Zusammenhang mit dem bebauten Raum. Anhand von Praxisbeispielen unterschiedlichen Massstabs präsentieren Investoren, Immobilienentwickler, Bauherren, Planer und Betreiber ihre Strategien und deren Auswirkungen auf ein suffizientes Verhalten. Fragestellungen sind dabei u.a.: Wie können Siedlungs- und Wohnräume so geplant und verwaltet werden, dass sich darin Lebensstile mit geringeren Ansprüchen an die Ressourcen Raum und Energie entwickeln können? Was können wir von bisherigen Beispielen und Erfahrungen lernen? Über welchen Hebel verfügen die einzelnen Akteure innerhalb der bestehenden gesetzlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen? Welche Anreize können geschaffen werden und vor allem – wo liegen aktuell die Hemmnisse?


Qualität durch Mässigung? Suffizienz im bebauten Raum

Dienstag, 18. Juni 2013, 9.30 bis 16.30 Uhr
Folium, Kalanderplatz (Sihlcity), Zürich
Das Detailprogramm sowie die Anmeldemöglichkeit findet sich unter: www.sia.ch/suffizienz