11.01.2013 | tec21 | Stefan Cadosch

Wort des Präsidenten zum Neuen Jahr

Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes (RPG) und der Energiestrategie 2050 können im neuen Jahr wichtige Weichen für die Entwicklung der Schweiz gestellt werden. Im Nachfolgenden erläutert SIA-Präsident Stefan Cadosch, weshalb die Revision RPG – obschon kein «Wundermittel gegen die Zersiedlung» – am 3. März 2013 ein Ja verdient.

2013 wird wohl kaum noch jemand über das «Ende der Zeit» gemäss Maya-Kalender sinnieren, doch stehen wichtige Weichenstellungen für die Entwicklung unseres Landes an: Zum einen die dringend notwendige Revision des Raumplanungsgesetzes, die am 3. März 2013 dem Stimmvolk vorgelegt wird. Zum anderen die Energiestrategie 2050 des Bundes, deren Vernehmlassungsfrist in diesem Monat zu Ende geht.

Die Revision des Raumplanungsgesetzes ist sicherlich nicht das Wundermittel gegen die ausufernde Zersiedlung und den damit einhergehenden Kulturlandverlust. Die stärksten Antipoden einer schonenden und zukunftsfähigen Entwicklung unseres knapp bemessenen Lebensraums sind nach wie vor die Bodenspekulation und die meist auf eine kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtete Vermarktung von Grundstücken und Liegenschaften. Allzu oft stehen kurzsichtige private Interessen und eine weitgreifende Gemeindeautonomie einer übergeordneten, raumschonenden Entwicklung gegenüber. Neben der «Verhüselung» ist eine bedrohliche Blasenbildung auf dem Immobilienmarkt in den Ballungszentren die Folge. Den problematischen Auswüchsen kann auch eine griffige Gesetzesvorlage nicht abschliessend den Riegel schieben. Sie bildet aber die solide Grundlage für eine Verlagerung der Kräfte in sinnvollere Bahnen.

Auch in der Bevölkerung macht sich in jüngster Zeit ein zunehmendes Unbehangen über den fortschreitenden Prozess der Zersiedlung und der Bodenknappheit bemerkbar. Eine Front von politischen Initiativen kam und kommt noch auf uns zu. Die Absichten dieser Initiativen sind denjenigen der vorliegenden Gesetzesrevision ähnlich, oft zielen sie jedoch weit über ein vernünftiges Regelwerk hinaus. Die nachhaltige Entwicklung des Lebensraums muss über ein ausgewogenes Raumplanungsgesetz erfolgen, das neben griffigen Massnahmen zur Einschränkung einer weiteren Zersiedlung auch Handlungsspielräume für zukünftige Entwicklungen schafft. Die vorliegende Gesetzesrevision ist hierfür das geeignete Instrument: Durch die Lenkung der Siedlungsentwicklung nach innen wird dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen hohe Priorität eingeräumt; gleichzeitig werden die räumlichen Grundlagen für eine massvolle Wirtschaftsentwicklung geschaffen. Die dafür notwendigen raumplanerischen Instrumente werden gestärkt und, wo nötig, ergänzt.

Wenn wir wollen, dass auch in Zukunft eine durchmischte Bevölkerung in den Stadtzentren wohnt, die intakten und attraktiven Landschaftsräume bestehen bleiben und sich unser Land gleichzeitig einer gesunden Weiterentwicklung nicht verschliesst, dann sind wir gut beraten, der Gesetzesrevision im Frühjahr zuzustimmen!

Für eine umsichtige Raumplanung braucht es neben einem wirksamen Gesetz aber immer auch Leuchtturmprojekte, an denen sich zukünftige Planungen orientieren können. 2013 verleiht der SIA bereits zum dritten Mal seine Auszeichnung für die zukunftsfähige Gestaltung unseres Lebensraums «Umsicht – Regards – Sguardi» (vgl. S. 29). Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, eine hochkarätige Jury konnte verpflichtet werden, und mit grosser Spannung sehen wir der Eingabe der Projekte entgegen.

An diesem Jahreswechsel gilt es aber auch, kurz innezuhalten und zurückzublicken. Ein intensives und lehrreiches Jahr liegt hinter uns: Das feierliche Jubiläum bot die Chance, sich über die Geschichtsbücher zu beugen und das ganze Ausmass des kontinuierlichen und 175 Jahre währenden Entwicklungsprozesses unseres Vereins zu verinnerlichen. Eine stimmungsvolle, der Dynamik des Vereins angemessene Jubiläumsfeier wurde in Aarau, dem Gründungsort des SIA, abgehalten, und mit Bundesrätin Doris Leuthard erwies auch eine offizielle Vertreterin der Schweiz dem SIA die Ehre. Unser grosser Dank gilt all jenen kreativen und fleissigen Kräften, die ganz massgeblich zum Gelingen des Anlasses, aber auch zum heutigen hohen Ansehen des SIA beigetragen haben.

Danken möchte ich auch all jenen, die sich mit grossem Engagement dafür eingesetzt haben, dass nach einer intensiven Vorbereitungsphase im vergangenen November die revidierten Vereinsstatuten für eine schlankere und zukunftsgerichtete Organisationsstruktur verabschiedet werden konnten. Auf dieser Basis ist der Verein gut aufgestellt, die anstehenden Herausforderungen mit Elan anzugehen.

In diesem Sinn wünsche ich ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr, in dem die vielfältigen Chancen zur Weichenstellung erkannt und genutzt werden!

Stefan Cadosch, Präsident SIA

Stefan Cadosch, Architekt ETH SIA, Präsident SIA