Revidierte Norm SIA 405 Geodaten

Die dynamische Entwicklung im Bereich der Geodaten hat eine Revision der Norm SIA 405 «Geodaten zu Verund Entsorgungsleitungen» notwendig gemacht. Das neue Datenmodell LKMap ermöglicht es, die für die Darstellung des Leitungskatasters notwendigen Geodaten aus den Fachmodellen zu exportieren.

Die ungebrochene Dynamik in der technischen Entwicklung des Dokumentationswesens bezüglich Ver- und Entsorgungseinrichtungen, die erhöhte Nachfrage nach Höheninformationen bei Leitungsobjekten, die Fortschritte in der modellbasierten Datenerhebung und Datenbewirtschaftung sowie der Vormarsch von Webtechnologien in den Arbeitsprozessen und das neue Geoinformationsrecht des Bundes haben eine umfassende Revision der Norm SIA 405 Geodaten zu Ver- und Entsorgungsleitungen notwendig gemacht. Parallel zur revidierten Norm, die seit dem 1. Mai 2012 gültig ist, wurden auch die beiden Merkblätter SIA 2015 Objekt- und Darstellungskataloge zu Ver- und Entsorgungsleitungen bzw. SIA 2016 Datenmodelle zu Ver- und Entsorgungsleitungen revidiert sowie das neue Merkblatt SIA 2045 Geodienste veröffentlicht.

Was ist neu?
Bisher definierte die Norm SIA 405 für jedes Medium einen unterschiedlichen Datensatz für den Leitungskataster, mit unterschiedlichem Inhalt und unterschiedlicher Struktur. Neu beschreibt das Datenmodell LKMap einheitlich die Datenstruktur und den Dateninhalt zur Darstellung des Leitungskatasters für alle Medien. LKMap ermöglicht somit eine einfache Datenabgabe der Leitungskatasterinformation durch die Werke.

Neu ist zudem, dass auch die Information über die Höhe in den Datenmodellen verwaltet werden kann, wodurch der Leitungskataster nicht mehr nur die belegte Fläche, sondern auch den belegten Raum bezeichnet. Das neue Merkblatt 2045 beschreibt das notwendige Regelwerk, um den Leitungskataster einheitlich über Geodienste zu veröffentlichen. Mit dieser Technologie können beispielsweise die Werke die Visualisierung des Leitungskatasters ihrer Medien bereitstellen, ohne dabei Daten übermitteln zu müssen. Die medienspezifischen Dienste der Werke können dann durch eine Koordinationsstelle zu einem vollständigen Leitungskataster vereinigt werden.

Nutzergruppen und Informationstiefe
Die Information zu einer verlegten Leitung muss systematisch und möglichst standardisiert und umfassend dokumentiert werden. Sinnvollerweise wird sie dazu gemäss den Objektkatalogen des Merkblatts SIA 2015 und den Datenmodellen des Merkblatts SIA 2016 in einem Werkinformationssystem bewirtschaftet. Dabei bilden die Daten zur Lage der Leitungen nur einen kleinen Teil der Informationsmenge. Für das Werk ist die Sachinformation, wie Material, Alter, Dimension, Belegung oder Details, ebenso wichtig. Da die Werkinformation oftmals sicherheitsrelevante Details und Firmeninformation enthält, ist sie meist vertraulich. Wenn einzelne Werke fusionieren oder ihre Aufgaben neu aufteilen, erleichtert die strukturierte Speicherung der Information gemäss den Merkblättern SIA 2015 und SIA 2016 einen späteren Datenaustausch unter den Werken. Aber auch Aussenstehende sind an Geodaten zu Ver- und Entsorgungsleitungen interessiert. Das können zum Beispiel Bauherren sein, die bei einem Bauvorhaben wissen müssen, wo sie mit unterirdischen Leitungen zu rechnen haben, oder Planer, die den unterirdischen Leitungsbau verschiedener Werke koordinieren müssen. Diese Nutzer sind nicht an den Detailinformationen zu den Leitungen interessiert, sondern vor allem an Informationen zum belegten Raum. Für diese Gruppe ist der Leitungskataster bestimmt. Bisher wurde der Leitungskataster in der Regel in einem CAD-System von einem durch die Gemeinde beauftragten Ingenieurunternehmen als eigenständiger Datensatz geführt. Über das in der revidierten Norm enthaltene Datenmodell LKMap ist es nun möglich, den Leitungskataster als Untermenge aus der Werkinformation abzuleiten. Somit kann der Datensatz für die Darstellung des Leitungskatasters aus den Werkinformationssystemen exportiert werden.Problematisch bleibt die Frage der Aktualität der Daten und der Verantwortung der Werke für die Weiterverwendung der abgegebenen Daten. Diese Schwierigkeiten lassen sich umgehen, wenn die Werke berechtigten Benutzern die Visualisierung des Leitungskatasters ihrer Medien über einen standardisierten Geodienst anbieten. Die dafür notwendigen Konventionen sind im Merkblatt SIA 2045 beschrieben.

Umsetzung
Die Norm SIA 405 bildet die Basis für eine Standardisierung. Sie richtet sich zunächst an die Systemhersteller. In Zukunft müssen die der Software zugrunde liegenden Datenmodelle der Norm entsprechen, und die Software muss in der Lage sein, LKMap in INTERLIS2 auf Knopfdruck zu exportieren und zu importieren. Über automatisierte Checkservices können die Daten auf ihre Konsistenz hin überprüft werden, bevor sie visualisiert oder importiert werden. Auch müssen Werkinformationssysteme einen Geodienst gemäss Merkblatt 2045 anbieten, der den Leitungskataster ihres Mediums als Visualisierungsdienst zur Verfügung stellt. Für diejenigen Stellen, welche den Leitungskataster führen, folgt aus der Norm, dass die Geodaten die Basis für die Plandarstellung sind. Die Pläne werden aus den Geodaten erzeugt, welche regelmässig von den Werken abgegeben werden. Ein CAD-basiertes eigenständiges Planwerk Leitungskataster hat in diesem Kontext keine Zukunft mehr. Die Kantone schliesslich müssen auf der Basis der Norm SIA 405 die Modalitäten, Zuständigkeiten und auch die Verrechnungs und Berechtigungsmodelle für die Publikation des Leitungskatasters festlegen. Die revidierte Norm SIA 405 schafft somit die Voraussetzungen dafür, berechtigten Stellen einen verlässlichen und vor allem aktuellen Leitungskataster anbieten zu können.

Thomas Noack, Betreuer Kommission SIA 405

Bezug der Publikationen

• Norm SIA 405 Geodaten zu Ver- und Entsorgungsleitungen, 36 Seiten, CHF 117.–
• Merkblatt SIA 2015 Objekt- und Darstellungskataloge zu Ver- und Entsorgungsleitungen, 178 Seiten, CHF 180.– 
• Merkblatt SIA 2016 Datenmodelle zu Verund Entsorgungsleitungen, 24 Seiten, CHF 99 Fr.–
• Merkblatt SIA 2045 Geodienste, 24 Seiten, CHF 126.– 
  

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