02.05.2018 | sia online | Stefan Cadosch

Judit Solt – Ehrenmitgliedschaft

Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein verleiht Judit Solt, Dipl. Arch. ETH/SIA, zur Würdigung ihrer ausserordentlichen Verdienste für den SIA die Ehrenmitgliedschaft.

Laudatio

Vor ungefähr drei Jahren, wurde Judit Solt als Gast in der Sendung «Reflexe», bei Radio SRF 2, gefragt, warum sie nicht als Architektin sondern als Architekturkritikerin tätig sei. Sie antwortete folgendes: «Ich denke, dass ich besser schreibe – dass ich vor allem viel lieber schreibe. Auch denke ich lieber über Architektur und das Bauen nach, als es selber zu machen. Für Letzteres gibt es andere, die viel besser sind als ich.»

Was auch immer der Grund dafür war, dass sich die diplomierte Architektin ETH dem Schreiben über das von anderen, Entworfene, Geplante und Gebaute verschrieb: Ich, der SIA und all dessen Mitglieder, ja die gesamte Gemeinschaft der Schweizer Baukulturschaffenden können froh darüber sein.

Seit rund 20 Jahren gibt Judit Solt nämlich, die Baukunst spürbar in ihrem Herzen tragend, der Architektur, dem Ingenieurbau, der Gebäudetechnik, den Umweltwissenschaften, aber auch der Landschaftsarchitektur, dem Städtebau und der Raumplanung in unserem Lande eine substanzielle, nuancenreiche, wortgewandte und nicht zuletzt weit gehörte Stimme. Zuerst, von 2000 bis 2007 und schon kurz nach Abschluss ihres Studiums, als freie Architekturkritikerin in diversen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Dann als Redaktorin der Zeitschrift «archithese» und last but not least, seit 2007, als Chefredaktorin unserer Fachzeitschrift «TEC21».

Parallel vermittelte sie von 2004 bis 2007, als Dozentin an der ETH Zürich, jungen Studierenden das Metier der Architekturkritik. Und von 2007 bis 2008 unterrichtete sie an der HTW Chur das Fach Architekturtheorie.

Judit bemühte sich auch stets um eine Sprache – ganz dem Wesen unseres Vereines entsprechend – wie sie disziplinübergreifend von allen Planungs-, Bau- und Immobilienfachleuten, ja bis hin zu Menschen, die nicht aus unserem Metier stammen, verstanden wird. Oder anders gesagt: Sie strebte mit all ihrem publizistischen Tun nie nach Fachlitanei, sondern in erster Linie nach einem breiten, disziplinen- und menschenverbindenden Denk- und Gesprächsraum über Baukultur.

Als Publizistin, Referentin und Moderatorin hat sie dazu beigetragen, das Verständnis von uns Architekten für die Bauingenieurskunst, der Bauingenieure für die Gebäudetechnik, der Gebäudetechnikingenieure für die Umweltwissenschaften und der Umweltingenieure wiederum für die Architektur zu vertiefen – ja hat sie überhaupt eine breitere gesellschaftliche Wertschätzung für die Baukultur sowie unseren darin eingeschriebenen, architektonischen, ingenieurtechnischen, städtebaulichen und raumplanerischen Akt befördert.


Stefan Cadosch, Architekt und Präsident des SIA, April 2018

Judit Solt