24.02.2012 | tec21 | Adrian Altenburger

Erste Energieingenieure diplomiert

Am 20. Januar 2011 konnten die ersten Abgänger des Studiengangs «MAS Energieingenieur Gebäude» ihr Diplom entgegennehmen. Die berufsbegleitende Ausbildung des BFE, des SI A und weiterer Fachverbände hat zum Ziel, dem Mangel an qualifizierten Generalisten im Bereich Energie im Bau entgegenzuwirken und damit die Umsetzung einer ganzheitlichen Sicht zu beschleunigen.

In den Sparten Bauphysik, Gebäudetechnik und effiziente Energienutzung gibt es seit Jahren zu wenig qualifiziertes Fachpersonal und entsprechend weitverbreitetes Halbwissen. Aufgrund der schweizerischen Energieund Klimapolitik, der gesellschaftlichen und ökologischen Relevanz und der damit verbundenen Aufgaben (wie die nachhaltige Transformation des Gebäudeparks Schweiz) wird der Bedarf an gesamtheitlichen Lösungen und entsprechend auch an kompetenten Generalisten künftig noch weiter steigen. Hier setzt das 2010 lancierte Angebot des Bundesamts für Energie (BFE), des SIA und weiterer Fachverbände an: Durch Wissensvermittlung erwerben Hochschulabgänger technisch-naturwissenschaftlicher Richtung berufsbegleitend die Kompetenz zum «MAS Energieingenieur Gebäude».

Schon bei der paritätischen Entwicklung der «Passerelle» wurde auf eine breite Abstützung und einen engen Bezug zur Praxis geachtet: Nebst dem SIA als Initiant waren von Beginn weg der Bund, die Hochschule Luzern, aber auch die potenziellen Arbeitgeber eingebunden. Inzwischen konnten sich rund 75 Studierende für das Programm qualifizieren, dessen dritter Studiengang im Oktober 2011 gestartet werden konnte. Die ersten 25 Absolventen haben ihre Weiterbildung nach einem zwölfmonatigen Modulprogramm und der dreimonatigen MAS-Arbeit im Januar 2012  abgeschlossen und konnten im Rahmen der Swissbau in Basel ihre Diplome entgegennehmen.

Dass die Absolventen nicht den disziplinären Tiefgang eines Vollzeitstudiums zum BSc in Gebäudetechnik oder eines Heizungstechnikers HF erlangen würden, war von Anfang an klar und auch nie das Ziel. Umgekehrt wurde mittels der professionell und konsequent durchgeführten Selektion dafür gesorgt, dass die Qualifikation der Teilnehmer den hohen Ansprüchen, allem voran der Arbeitgeber, genügt. Zudem konnte auf diese Weise sichergestellt werden, dass die anspruchsvolle Wissensvermittlung an eine heterogene Gruppe nicht zusätzlich durch ein grosses intellektuelles Gefälle behindert wird. Diesen Sachverhalt belegt auch das Auswahlverfahren für den dritten Studiengang exemplarisch – von 66 Bewerbungen und 33 möglichen Arbeitsplätzen wurden letztlich gerade mal 22 Bewerber zum Studium zugelassen. Richtig eingesetzt, sind die Absolventen vor allem eine Chance, generalistisch ausgebildete Quereinsteiger mit einer hohen fachlichen und intellektuellen Kompetenz sowie grosser Motivation in eine eher konservativgewerblich geprägte Branche einzubringen. Denn blickt man der Realität ins Auge: Wie viele Gebäudetechnikplaner können in einer frühen Projektphase auf Augenhöhe mit dem Architekten und dem Bauherrn ein gesamtheitliches Konzept entwickeln, ohne sich zu früh in Teilaspekten zu verlieren? Leider (noch) viel zu wenige.

Es wird sich zeigen, ob die Branche in der Lage ist, diesen Mehrwert – und nicht nur den Mehraufwand für die Betreuung – zu erkennen. Damit würde sie nicht nur dem Studiengang weiterhin eine Chance geben, sondern vor allem auch der Umsetzung der anstehenden Herausforderungen. Eine erste Analyse durch die Beteiligten Ende 2011 hat gezeigt, dass das Projekt «Passerelle» die Erwartungen bisher mehr als erfüllt und alle gewillt sind, die MAS-Ausbildung weiterzuführen, wenn auch mit etwas niedrigerer Frequenz gegenüber den zuletzt drei parallel laufenden Studiengängen.

Adrian Altenburger, Direktionsmitglied SIA / Präsident Energiekommission SIA 



Informationsveranstaltung

Der nächste Studiengang startet am 10. September 2012. Eine entsprechende Informationsveranstaltung für Interessierte findet am 22. März 2012 an der Hochschule Luzern in Horw statt. Kontakt und weitere Informationen unter: www.passerelle-energieingenieur.ch