31.01.2018 | sia online | Frank Peter Jäger

Eine Lanze für die Normierung

Was Seecontainer und das Notensystem der Musik gemeinsam haben – Rolf Dobelli zu Gast in der Swissbau-Arena.

Am Swissbau-Tag des SIA war Bestseller-Autor Rolf Dobelli («Die Kunst des klaren Denkens») zu Gast an jenem Podium, das die Zukunft der Planung und die Herausforderungen für den SIA diskutierte. In seinem Impulsvortrag brach Dobelli eine Lanze für Normen und Normierung: «Normierung behindert die Kreativität?» – «Das ist Blödsinn“, sagte Dobelli. «Normierung schafft vielfach erst die Voraussetzung für Kreativität.» Er erinnert daran, dass die Blüte der klassischen Musik in Europa erst einsetzte, als man sich auf ein einheitliches Notensystem verständigt hatte und die Instrumente normiert waren. «Erst dadurch wurde ein Austausch der Musiker möglich, konnte Musik zur universellen, überregionalen Sprache werden und es konnten sich Orchester formieren.»

Dementsprechend sieht er in Baunormen keine Einengung planerischer Gestaltung, sondern Planungshilfen, die Ingenieuren und Architekten den Kopf frei halten für das Wesentliche der Gestaltung. Zugleich erinnert Dobelli an das ökonomische Potential von Normierung: 1956 erfand der amerikanische Reeder Malcom McLean den Seecontainer, der wenig später als 40-Fuß-Container normiert wurde. «Sie sind die Legosteine der Globalisierung», so Rolf Dobelli. Anfangs abschätzig als «Schachtelschiff» bezeichnet, entfallen heute zwei Drittel des globalen Warenverkehrs auf Containerschiffe.

Der Schweizer Autor ist bekannt durch Bücher wie «Die Kunst des klaren Handelns» und «Die Kunst des guten Lebens»; sie wurden inzwischen in rund 40 Sprachen übersetzt. Dobellis Gesprächspartner von Seiten des SIA waren Sacha Menz, Adrian Altenburger und Hans- Georg Bächtold.

Foto: Manu Friederich