23.11.2012 | tec21 | Charles von Büren

Drei prägnante rote Buchstaben

Kaum einem Logo gelingt es, nach kurzer Zeit so unzertrennbar mit einer Institution assoziiert zu werden wie das rote SIA-Logo aus dem Atelier Roger Pfund. Dass es gerade einmal zwölf Jahre alt ist, dürfte heute nur noch wenigen bewusst sein. Ein Blick zurück.

S.I.A. – mit diesen drei Buchstaben, gross geschrieben und mit Punkten als Kürzel gezeichnet, haben die Mitglieder des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins während Jahrzehnten ihre Berufsbezeichnung auf Plänen und in Briefschaften präzisiert. Und auch die Drucksachen des SIA trugen früher diese Bezeichnung. Ein eigentliches Logo mit einem klar definierten Schriftbild existierte lange Zeit nicht und war generell bis zur Mitte der 1950er-Jahre für Verbände und Vereine eher unüblich.

Um 1962 wurde das Kürzel S.I.A. erstmals typografisch gestaltet. Die Wortmarke SIA setzte der Verein nun in Kleinschreibung und mit einer modern wirkenden Groteskschrift in schwarzer Farbe auf seine Drucksachen. Und mit dem Neubau des SIA-Hochhauses 1971 an der Selnaustrasse in Zürich wurde der Schriftzug gleichsam in Stein gegossen. Beim Eingang prangten die drei Buchstaben sia als mächtige Betonskulptur und kündeten von berechtigtem Stolz des seit über einem Jahrhundert bestehenden Vereins.

Vor der Jahrtausendwende und im Zuge der angestrebten Neuausrichtung des Vereins – unter anderem durch die Konstituierung der «Berufsgruppen» – suchte der SIA seine Identität auch im formalen Bereich neu zu positionieren. Das Zauberwort Corporate Identity (CI) war seit einiger Zeit in Mode gekommen und damit das Corporate Design (CD) nicht nur für Firmen, sondern auch für Institutionen ein Muss. So beauftragte das damalige Central-Comité des SIA das Generalsekretariat, das Erscheinungsbild des SIA anzupassen, um einen starken und einheitlichen Auftritt zu schaffen.

Im Rahmen einer Konkurrenzpräsentation von fünf unterschiedlichen Teams für entsprechende Ideen schwang der Vorschlag aus dem Atelier Roger Pfund (Carouge) oben auf. In einem ersten Schritt wurde das Signet, die neue, rot leuchtende Wortmarke «sia» bestimmt. Darauf aufbauend entstanden typografische Vorschläge für sämtliche Drucksachen des Vereins: für Briefschaften, Merkblätter, Dokumentationen und selbst für das Normenwerk. Die dafür vorgeschlagene Schrift «Letter Gothic 12 BT» erwies sich mangels guter Lesbarkeit für Lauftexte allerdings als nur bedingt tauglich. Sogar eine Flaschenetikette für eigens abzufüllenden SIA-Wein liessen sich die damals Verantwortlichen einfallen. Und als für die präzisierende Zusatzbezeichnung des SIA noch der Vorschlag auftauchte, in der französischen Version zugunsten eines eleganteren Zeilenfalls auf den Artikel vor «Architekten» zu verzichten – also «Société suisse des ingénieurs et architectes» statt «des architectes» –, war klar, dass bei dieser Übung den formalen Aspekten eindeutig zu viel Gewicht beigemessen wurde. Mit zumindest im Generalsekretariat förmlich hörbarem Knirschen wurden die Bremsen gezogen und der erheblich überladene Wagen des neuen CD des SIA um überflüssiges Gut erleichtert.

Beibehalten wurde der rote Schriftzug, der gleichzeitig unter Schutz gestellt wurde. Dieser wird bis heute konsequent auf Drucksachen, bei Messeauftritten und auch im und am SIA-Haus selbst eingesetzt. Die Schrift «Letter Gothic 12 BT» kommt nur noch für die Adressbezeichnung in Briefschaften des Vereins, der Sektionen und der Berufsgruppen, auf Visitenkarten, für Titel auf Drucksachen, in der Website des SIA und teilweise bei Messeauftritten zur Anwendung. Gute Lesbarkeit der Inhalte geht für den SIA als Fachverein nun einmal vor.
Auch nach über zehn Jahren wirken die drei roten Buchstaben, mit denen der SIA längstens assoziiert wird, frisch und unverbraucht und werden hoffentlich noch lange nicht einem Drang zu Neuem zum Opfer fallen.

Charles von Büren, freier Publizist, zuständig für PR/Kommunikation des SIA von 2000 bis 2006, bureau.cvb(at)bluewin.ch


Serie zum SIA-Jubiläum

Anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums des SIA beleuchten unterschiedliche Autoren und Autorinnen in loser Folge ausgewählte Ereignisse der Vereinsgeschichte. Bereits erschienen: «Zur Geschichte des SIASekretariats » (TEC21 11/2012), «Der SIA und die Werbung» (TEC21 19/2012), «Wo bleiben die Frauen?» (TEC21 26/2012), «Der SIA während der Kriegsjahre» (TEC21 36/2012).

 


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Das im Jahr 2000 eingeführte Logo auf dem SIA-Hochhaus in Zürich-Selnau. (Foto: SIA)