08.02.2013 | baublatt | Thomas Mülller

Auch schon einmal Monopoly gespielt?

«Nein zu Horrormieten», liessen in den letzten Wochen die Gegner der Raumplanungsgesetzesrevision, allen voran der Schweizerische Gewerbeverband, verlauten. Dies, weil das neue Raumplanungsgesetz (RPG) die Rückzonung von Baulandreserven vorsieht, für welche in den nächsten 15 Jahren kein Überbauungsbedarf nachgewiesen wird. Aufgrund dieser Redimensionierung, so der Gewerbeverband weiter, soll das Bauland knapp und in der Folge teurer werden, was sich wiederum in steigenden Mieten für Wohnungen, Büros und Gewerbeflächen niederschlagen soll. Das ist «Chabis», was sich nicht zuletzt in der Tatsache zeigt, dass der Schweizerische Mieterverband die Revision des RPG ebenfalls gutheisst.

Erstens: Baulandfläche ist nicht gleich Wohn- oder Bürofläche. Denn - das mag an den Kritikern der RPG-Revision vorbeigegangen sein - wir verfügen heute durchaus über die Technik und Fähigkeit, mehrgeschossige Bauten zu errichten und damit auf ein und demselben Stück Land im Grundsatz so viel Wohn- oder Bürofläche zu schaffen, wie wir wollen. Mit anderen Worten: Knapper Boden bedeutet nicht gleichzeitig zu wenig Wohn-, Büro- und Gewerbefläche.

Zweitens: Nur weil Bauland wieder der Landwirtschaft zugeführt wird, geht es als Bauland nicht für alle Ewigkeit verloren. Es kann, bei nachgewiesenem Bedarf und wenn die bestehenden Baulandreserven ausgeschöpft sind, jederzeit wieder als Bauland eingezont und bebaut werden.

Drittens: Der Preis des Baulandes ist in erster Linie eine Frage von Angebot und Nachfrage und nicht allein vom Angebot. Die Nachfrage wird dabei primär bestimmt durch die Lage und Nutzungsmöglichkeiten des Terrains. Wer einmal in seinem Leben Monopoly gespielt hat, weiss: Erst wenn die Lage so attraktiv und die Nutzungsmöglichkeiten so optimal sind, übersteigt die Nachfrage möglicherweise das Angebot. Freies Bauland wird folglich rar, sodass dessen Preis steigt. Grosse Baulandreserven gibt es aber genau dann sicherlich keine, womit das Thema der Rückzonung von Baulandreserven an solchen Lagen schon einmal vom Tisch wäre.

Aber selbst dort, wo man auf Baulandreserven sitzt, deren Bedarf in den nächsten 15 Jahren nicht nachgewiesen werden kann, sind aufgrund der Rückzonungen keine Preiserhöhungen des verbleibenden Baulandes und schon gar nicht der Mieten zu erwarten. Denn hier ist man so weit von einem Nachfrageüberhang entfernt, dass selbst die Verringerung des Baulandangebotes keinen Einfluss auf den Preis haben wird. Im Gegenteil: Man könnte sogar den Umkehrschluss machen und vermuten, dass mit der Baulandhortung , und damit dem gezielten Nichtüberbauen von Bauland, das Angebot an Wohn-, Büro- und Gewerbefläche bewusst knapp gehalten wird, um die Mieten hoch zu halten oder noch höher zu treiben. Doch wie auch immer: Die Mieten haben wenig bis gar nichts mit der Reduktion von zu grossen Baulandreserven zu tun und bleiben primär eine Frage der Standortqualität. Und wer das nicht glaubt, der sollte vielleicht wirklich mal wieder eine Runde Monopoly spielen.

Thomas Müller, Leiter Kommunikation SIA

 

Raumplanungsgesetz JA