08.09.2017 | sia online | Barbara Ehrensperger

«Am liebsten natürlich in einer möglichst frühen Phase»

Der Verein Lares setzt sich für gender- und alltagsgerechtes Planen und Bauen ein. Wie sieht das konkret aus? An der Begehung des Campus in Brugg-Windisch konnte man es hautnah miterleben.

«Lares wächst stetig, was uns sehr freut. Mittlerweile haben wir 60 Mitglieder und 12 Kollektivmitgliedschaften!» schreibt der Vorstand von Lares, dem Verein für gender- und alltagsgerechtes Planen und Bauen, auf seiner Homepage. Wer erwartet, dass sich ausschliesslich Frauen dafür interessieren, hat sich ordentlich getäuscht. Diverse Herren sind auf der Mitgliederliste aufgeführt.

«Lares on tour»
So hat sich auch bei der Besichtigung des Campus Brugg-Windisch der Fachhochschule Nordwestschweiz im Juni 2017 im Rahmen von «Lares on tour», zu der der Verein und die Fachstelle Gesellschaft und Planung des SIA erneut eingeladen hatten, ein gemischtes Publikum getroffen. Nach der Begrüssung durch die beiden Co-Präsidentinnen von Lares führte die Fachfrau Ilinca Manaila in das Projekt ein. Während der Begehung berichteten Natalie Berger als Koordinatorin Diversity der Fachhochschule Nordwestschweiz und Martina Hänggi, Leiterin Koordination und Empfang, wie sie den Bau als Nutzerinnen im Alltag erleben. Der Architekt Michael Schmid (Büro B Architekten und Planer AG Bern und Präsident der SIA Berufsgruppe Architektur) gab Einblicke in die Planungsphase und Benedikt Jäggi von der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel stellte das Signaletikkonzept vor. Teilnehmerin und Lares-Vorstandsmitglied Barbara Zibell lobte die ambitionierte Nutzungsmischung: im Erdgeschoss Läden, in der Mitte die Fachhochschule und in den obersten Etagen Wohnungen. Im Gespräch zeigte sie aber auch Schwächen auf, die der Bau hat und worauf Lares achtet: «Die Orientierung im Gebäude ist unklar. Bei der Materialisierung hätte man mehr Acht geben können. Das viel verwendete dunkle Holz ist für Sehbehinderte schwierig. Oder der Sanitätsraum, welches auch der Still- und Wickelraum ist, hat kein Fenster. Die steilen Treppenläufe sind schwer zu überwinden. Die Innenhöfe sind leider nicht nutzbar.» Auf solche Punkte achten die Fachpersonen von Lares, die bei Planungs- und Bauprojekten beigezogen werden können. «Am liebsten natürlich in einer möglichst frühen Phase, damit die Änderungen ohne grosse Kostenfolgen realisiert werden können», sagt Zibell, die als Professorin an der Fakultät für Architektur und Landschaft in Hannover tätig ist.

Viel Knowhow vorhanden
Lares war von 2006 bis 2012 ein Projekt, das vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und weiteren Organisationen getragen wurde. Vor vier Jahren wurde es in einen Verein umgewandelt und lebt heute von den Mitgliederbeiträgen und erbrachten Dienstleistungen. Der Schwerpunkt blieb aber derselbe: die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer, das heisst auch: eines möglichst breiten Spektrums sozialer Anspruchsgruppen, besser in Planungen und Bauvorhaben zu integrieren.

Zur Zukunft des Vereins sagt Barbara Zibell: «Wir arbeiten am Kulturwandel».
Der Verein vernetze sicher mit anderen Verbänden, stelle zudem das Knowhow der Mitglieder interessierten Bauherrschaften zur Verfügung, damit Mehrwert generiert werde.



Der nächste «Lares input» findet am 2. November 2017 in Zürich mit Martina Guhl (Dipl. Arch. ETH, Msc Psychologie) zum Thema «Wie fühlen wir uns in der Architektur» statt. Mehr Informationen unter: www.lares.ch.

Campus Brugg-Windisch. Foto: WEISSWERT, Basel