31.05.2018 | sia online | Claudia Schwalfenberg
Biennale Architettura 2018: Wohnen szenografisch und soziologischDie Schweiz präsentierte bei der Eröffnung der Architekturbiennale in Venedig unterschiedliche Zugänge zum Thema Wohnen: über Fotos leerer, bezugsbereiter Wohnungen einerseits, über eine Befragung andererseits. Bereits bevor der Schweizer Pavillon an der diesjährigen Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, war die Begeisterung gross, auch bei der Vorstandsdelegation des SIA. Die gebaute House Tour, die Fotos von den Homepages Schweizer Architekten in eine begehbare Installation mit unterschiedlichen Massstäben übersetzt, überzeugte durch ihre witzige Verfremdung standardisierter Wohninterieurs. SIA-Präsident Stefan Cadosch kommentierte bei der Eröffnung: «Das ist erfrischend und transportiert auf charmante Art einige unterschwellige Botschaften – unter anderem mit der Frage, ob die vielzitierte Vielschichtigkeit der Schweizer Architektur am Ende gar nicht so gross ist.» Vorstandsmitglied Simone Tocchetti ergänzte: «Das ist echt schweizerisch, sehr raffiniert. Alles, wogegen wir kämpfen, ist da drin.»
Eine Roadshow von Pro Helvetia und SIA hatte im Vorfeld der Biennale zu «Diskussion, Reflexion und Weiterentwicklung des Projekts» ermutigt. Dass der preisgekrönte Beitrag aus erstmals aus einem Wettbewerb hervorging (vgl. TEC21, H. 1-2-3 2018, S. 37.) und mit Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara einem jungen, multinationalen Architektenteam zu verdanken ist, machte die Freude über den gelungenen Auftritt perfekt. Am Rande der Eröffnung des Schweizer Pavillons kam Bundespräsident Alain Berset auf Stefan Cadosch zu. Er dankte ihm für die Initiative des SIA, Baukultur als neues Politikfeld zu etablieren, die auch den Boden für die Erklärung von Davos bereitete. Berset sagte, dass er sich weiterhin für den internationalen Dialog engagieren werde und dabei wie bisher auf den SIA zähle. Die Kulturbotschaft des Bundes wolle er in kleinen Schritten ausbauen, bat aber zugleich um Geduld. Komplementär zu Fragen des Wohninterieurs und normierter Gestaltung, die der Schweizer Pavillon aufwarf, näherte sich das Bundesamt für Kultur dem Wohnen an der Biennale von einer ganz anderen Seite. Den Ausgangspunkt bildete hier eine Befragung von 1.000 in der Schweiz lebenden Personen. Die Studie zur Baukultur im Alltag ergab, dass 72% der Befragten eine klassische Einfamilienhaussiedlung gegenüber einer (eher verdichteten) «zeitgenössischen Mehrfamilienhaussiedlung» bzw. «zeitgenössischen Wohnsiedlung» bevorzugen. Gut die Hälfte der Befragten gab ausserdem an, nicht über genügend Partizipationsmöglichkeiten zu verfügen.
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