01.11.2013 | tec21 | Jobst Willers & Martin Denz

BIM als Überlebensfaktor

Building Information Modeling (Gebäudedatenmodellierung, kurz: BIM) ist mehr als eine moderne 3-D-Software. BIM ist ein Führungsinstrument und eine Zusammenarbeitsmethode mit Mehrwert in den Bereichen Architektur, Gebäudetechnik, Facility-Management und Betriebsplanung.

Mithilfe von Simulationen ermöglicht BIM eine laufende Aktualisierung des Planungsstands in Bezug auf Nutzung, Kosten und Realisierungszeit. Diese Transparenz befähigt alle Beteiligten – Besteller (Bauherren, Betreiber), Architekten und Fachplaner –, ihre Vorstellungen und deren Auswirkungen zu erfassen und ohne Verzug jederzeit zu überprüfen. Somit erlaubt es BIM, die Funktionalität zu optimieren, die Qualität zu steigern sowie die Realisierungszeit und die Lebenszeitkosten zu senken.

Bauherrschaften aus der Pharmaindustrie und dem Gesundheitswesen haben die Vorteile von BIM erkannt und setzen die Methodik in der Schweiz für die Auftragserteilung schon heute voraus. Diese Erwartungshaltung steht jedoch in krassem Kontrast zur Schweizer Planungspraxis, wo BIM noch in den Kinderschuhen steckt.

Hierzulande arbeiten traditionell kleine Architektur- und eine Vielzahl von Ingenieurbüros projektbezogen zusammen. Die Stärken dieser Planungskultur gilt es weiter auszubauen. Dies ermöglicht es, die am Markt agierenden Fachkompetenzen frei zu evaluieren und projektorientiert zusammenzuziehen. Mit einheitlichen Datenformaten können Schnittstellen vereinfacht werden und Planungsbüros zu virtuellen, projektbezogenen Kompetenzzentren zusammenwachsen. Dies wird bereits gelebt. Zusammenarbeit muss wegen BIM also nicht neu erfunden werden.

Im Unterschied zu international tätigen Grossakteuren des Planungsmarkts nutzt die hiesige Planungsbranche die Möglichkeiten von BIM jedoch noch kaum. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben (beziehungsweise zu werden), müssen die integrierte Arbeitsweise und der Einsatz digitaler Planungsmittel dringend verstärkt werden. Die Schweizer Planungsbranche kann es sich nicht leisten, die Chancen der digitalen Revolution ungenutzt verstreichen zu lassen und bei komplexen Grossprojekten internationalen Mitbewerbern den Markt zu überlassen. So gesehen wird BIM nicht nur zu einem Erfolgs-, sondern auch zu einem Überlebensfaktor.

Noch ist nicht geklärt, was sich alles hinter BIM verbirgt. Es ist die Aufgabe der Berufsgruppen und der Fachvereine, die Rollen und Aufgaben der Fachkoordinatoren und allenfalls auch eines Berufsfelds BIM-Koordinator anhand der Praxiserfahrungen zu schärfen und die Erkenntnisse in die Weiterentwicklung der bereits bestehenden Ausund Weiterbildungsangebote zu integrieren.

Jobst Willers, Dipl. Masch.-Ing. HTL/SIA, Präsident BGT
Martin Denz, Dipl. Masch.-Ing. ETH/SIA, Koordinator BGT-Tag 2013

 

Berufsgruppe Technik

BIM, Jahrestag 2013 der SIA-Berufsgruppe Technik

Vom Plan zum Model?, TEC21, 18.10.13, Jutta Glanzmann Gut

«2023 wird BIM etabliert sein», TEC21, 1.11.13, Interview mit Jobst Willers